Tipps für den Sommer in der Schweiz: Zermatt

Seit ich mich erinnern kann, gab es kaum ein Jahr ohne einen Urlaub in Zermatt. Im Winter zum Skifahren, noch lieber aber im Sommer zum Wandern. Ab und zu auch einzelne Tage in der Zwischensaison, einfach weil ich Zermatt und das Matterhorn so sehr vermisste.

Die nächste Reise ist für Juli 2020 geplant – hoffentlich lässt das Coronavirus einen Zermatt-Urlaub zu.

Für alle, die (noch) nicht glauben, dass Zermatt immer einen Besuch wert ist, habe ich meine Lieblingsplätze in Zermatt zusammengetragen und mit Bildern und Kommentaren beschrieben. Die Bilder sind ganz unten auf der Seite zu finden.

Dazu muss ich vornewegschicken, dass ich mich am liebsten auf Wegen bewege, wo es wenig Menschen gibt. Es gibt nichts Schöneres, als mitten in der Berglandschaft die absolute Stille zu geniessen.

Mettelhorn
Die bis heute anstrengendste, gleichzeitig aber auch schönste Tour, die ich in Zermatt absolviert habe. Die Landschaften unterwegs und das Panorama entschädigen aber für die Anstrengungen, so habe ich die Tour bereits zweimal unter die Füsse genommen – und sie steht wieder auf der Liste für die nächste Reise! Der grosse Vorteil an der Tour liegt daran, dass auf dieser Seite von Zermatt keine Bahn fährt. Alle, die man dort antrifft, sind also auch von Zermatt aus zu Fuss aufgestigen. Für den ersten bzw. letzten Teil der Tour gibt es zwei Möglichkeiten: Die Route via Edelweiss und Trift beginnt mitten im Dorf, nahe der Kirche (auf der Karte rosa eingezeichnet). Die andere Route beginnt in der Nähe des Bahnhofs und ist etwas länger. Wahlweise biegt man auf dieser Route bei der Trifthütte (auf der Karte gelb-gestrichelt resp. gelb eingezeichnet) oder auch etwas danach auf den Weg zum Mettelhorn (auf der Karte braun eingezeichnet) ein.

Wer nicht topfit ist, kann sich auch mit dem Weg bis zur Trifthütte begnügen und dort einen hausgemachten Eistee geniessen, die Füsse im eiskalten Triftbach abkühlen und die herrliche Landschaft geniessen. Bereits dies ist ebenfalls einer der schönsten Plätze Zermatts, bei dem nur wenige Leute angetroffen werden.

Nach der Trifthütte beginnt ein sehr steiler Aufstieg, der auf ein traumhaftes Hochplateau führt. Anschliessend wird die Landschaft steinig und karg, teilweise wieder sehr steil. Dabei müssen Schneefelder gequert werden. Es handelt sich um einen Alpinwanderweg: Alpine Erfahrung, Schwindelfreiheit und eine gute Ausrüstung werden vorausgesetzt. Die Querung der Schneefelder ist nicht ungefährlich! Kurz vor dem Gipfel kann man einen entscheidenden Fehler machen. Dieser ist mir, aufgrund ungenügender Planung, bei meinem ersten Aufstieg, den ich ganz alleine unter die Füsse genommen habe, unterlaufen: Auf dem vermeintlichen Gipfel angekommen, habe ich gemerkt, dass das Mettelhorn weiter hinten ist – ich habe mich auf das Platthorn (3345müm) verirrt. Nach einem etwa halbstündigen Abstieg zurück auf den Weg, habe ich auch den richtigen Weg dann noch unter die Füsse genommen und so auch den Mettelhorngipfel (3406müm, also 1800m höher als das Dorf Zermatt) erreicht. Der Abstieg geht dann deutlich schneller als der Aufstieg, sollte aber keinesfalls unterschätzt werden. Die Querung der Schneefelder erfordert höchste Konzentration. Weiter ist der steile Abstieg mit zunehmender Müdigkeit nicht ganz ungefährlich. Wer also morgens nicht früh genug aufbricht, erreicht Zermatt erst bei Dunkelheit wieder (da spreche ich aus Erfahrung von meinem ersten Aufstieg, als ich erst gegen Mittag mit der Familie zur Trifthütte aufgebrochen bin und mich, wie gesagt mit ungenügender Vorbereitung, erst dort zum Aufstieg auf das Mettelhorn entschieden habe).

Grindjisee (auf der Karte orange eingezeichnet)
Der Grindjisee liegt etwas versteckt in einem Tal zwischen Rothorn-Blauherd-Sunnegga und Riffelberg-Gornergrat. Der See ist gut zu Fuss aus Zermatt (via Moosjisee), von Sunnegga (via Leisee) oder Blauherd (via Stellisee) oder von der anderen Seite von der Station Riffelalp (via Grünsee) oder einfach auf dem 5-Seen-Weg erreichbar. Der Grindjisee gefällt mir besonders gut, weil dort meistens deutlich weniger Leute anzutreffen sind als an den anderen Seen in Zermatt. Auch die Vegetation gefällt mir sehr gut. Nur wenige Nadelbäume und andere widerstandsfähige Pflanzen überleben rund um den Grindjisee, der inmitten von grossen Felsbrocken liegt. Neben den bekannten Matterhorn-Spiegelungen im Stellisee und im Riffelsee ist diejenige im Grindjisee die meiner Meinung nach schönste.

Matterhorn glacier trail (auf der Karte blau eingezeichnet)
Beim Matterhorn glacier trail handelt es sich um einen Weg durch eine sehr karge Landschaft am Fusse der Matterhorn-Ostwand zwischen den mit Gondeln erreichbaren Stationen Schwarzsee und Trockener Steg. Es ist sicher nicht der schönste und spannendste Weg, aber der Blick auf das Matterhorn ist beeindruckend. Der Weg kann in beide Richtungen begangen werden. Ich bevorzuge den Weg von Schwarzsee nach Trockener Steg, weil ich lieber auf- als absteige. Nach einem kurzen steilen Anstieg zum «Hirli» ist der angstrengendste Teil der Tour bereits geschafft. Dort angekommen bietet sich ein atemberaubender Anblick: Das Matterhorn ist zum Greifen nah und wirkt noch mächtiger als aus der Ferne. Ein Ort, an dem man sich klein fühlt. Und definitv ein Ort, um ein Erinnerungsfoto aufzunehmen. Es folgt eine Wanderung durch eine steinige Landschaft mit Schneefeldern, Gletscherrändern, vielen Bächen und mit wenig Pflanzen. Oft weht ein kalter Wind durch die Steine. Kurz vor dem Ende der Strecke kann vom Trail abgewichen und (mit entsprechender Ausrüstung) auf den Alpinwanderweg abgebogen werden. Dieser führt über den Gletscher Richtung Theodulpass, auch die Gandegghütte kann erreicht werden. Auf diesem Weg ist aber Vorsicht geboten und alpine Erfahrung gefordert, man kann den Weg sehr schnell verlieren. Wer’s nicht glaubt: Mein Bruder Gino und ich könnten da noch eine spannende Geschichte erzählen…

Gornergrat (auf der Karte rot eingezeichnet)
Der Gornergrat ist der Touristen-Hotspot schlechthin. Mit einer gemütlichen Fahrt mit der Zahnradbahn (in 33 Minuten gelangt man so durch Tunnel und Brücken von 1605 auf 3089müm, fast immer mit Blick aufs Matterhorn) für alle leicht zu erreichen, tummeln sich täglich zahlreiche Touristen auf dem Gornergrat. Das ist aber natürlich verständlich, bietet er doch ein Panorama mit 29 Viertausendern, Blick auf den höchsten Berg der Schweiz (Monte Rosa) sowie den zweitgrössten Gletscher der Schweiz (Gornergletscher). Auch wenn ich solche Menschenansammlungen eigentlich nicht mag – ein Besuch des Gornergrats gehört bei jeder Reise nach Zermatt aufs Programm!
Wer’s etwas sportlicher mag, kann natürlich für einen oder für beide Wege auf die Bahn verzichten – es gibt unzählige Möglichkeiten, von Zermatt auf den Gornergrat und wieder zurück zu kommen. Natürlich können auch nur Abschnitte zu Fuss absolviert werden. Für gemütliche Wanderer empfiehlt sich die Wanderung von Rotenboden vorbei am Riffelhorn und dem Riffelsee (mit der von Postkarten bekannten Matterhornspiegelung) herunter nach Riffelberg. Wer diesen Weg unter die Füsse nimmt, muss sich im Klaren darüber sein, dass er dort wohl nicht alleine unterwegs ist. Der Sommer 2020 bietet wohl die einmalige Chance, den Riffelsee und seine Umgebung nicht mit unzähligen Touristen aus Asien teilen zu müssen.

Wer in den Bergen etwas ambitionierter unterwegs ist, aber nicht lange Zeit für die notwendige Akklimatisierung hat, kann den Weg auf den Gornergrat bzw. den schnellen Abstieg vom Gornergrat nach Zermatt als Trainingstour am ersten Tag nehmen: Der Muskelkater am Tag danach ist schmerzhaft, lässt aber eine gemütliche Wanderung problemlos zu, am übernächsten Tag ist man aber bereit für längere und anstrengendere Touren.

Ganz wichtig: Wandern kann nicht einfach jeder und eine gute Vorbereitung ist unabdingbar! Bergwelten hat 9 Tipps für Wanderer zusammengestellt. Diese sind lesenswert, nicht nur, wenn man sich zum ersten Mal für Ferien in den Bergen entscheidet.

Bilder Mettelhorn

Der Anstieg nach der Trifthütte, welchen man nach ungefähr 2h erreicht.

Nach kurzem, aber sehr steilem Anstieg erreicht man ein traumhaftes Hochplateau.

Nach kurzem, aber sehr steilem Anstieg erreicht man ein traumhaftes Hochplateau.

Der Blick vom Plateau auf das Matterhorn.

Mehrere geologische Phänomene lassen sich beobachten.

Mehrere geologische Phänomene lassen sich beobachten.

Mehrere geologische Phänomene lassen sich beobachten.

Ein Blick zurück auf das Plateau nach einem weiteren steilen Anstieg.

Ein Blick nach vorne…

Blick vom Platthorn auf das Mettelhorn.

Kurz vor dem Ziel: Ein grosses Schneefeld zum Queren und dann der extrem steile Gipfelanstieg.

Der Blick vom Gipfel auf das Platthorn.

Der Blick vom Gipfel auf Zermatt. 1800m Höhendifferenz, welche in den letzten ca. 5-6 Stunden zu Fuss überwunden wurden.

Der Blick vom Gipfel auf das Matterhorn.

Bilder Grindjisee

Bilder Matterhorn glacier trail

Blick zurück auf den Schwarzsee und die Kapelle nach einem ersten steilen Anstieg.

Hirli

Beim Hirli trennt sich der Matterhorn glacier trail vom Weg auf die Hörnlihütte.

Menschen fühlen sich klein vor dem Matterhorn.

Der Blick in die karge Landschaft und auf das mächtige Matterhorn.

Schneefelder und Gletscherseen sind in der kargen Landschaft zu finden.

Schneefelder und Gletscherseen sind in der kargen Landschaft zu finden.

Wer sich auf dem Alpinwanderweg verirrt, findet sich schnell in einer brenzligen Situation wieder…

Bilder Gornergrat

Die Station Gornergrat.

Das Panorama mit dem Monte Rosa-Massiv, dem Liskamm und dem Gornergletscher…

… Castor, Pollux, Breithorn und Klein Matterhorn…

… Matterhorn…

Der braune Gipfel im Vordergrund, knapp über den Wolken, ist das Mettelhorn…

Abstieg vom Gornergrat bzw. von der Station Rotenboden zum Riffelsee, der sich am Fusse des Riffelhorns befindet. Einer der wohl meistbegangenen Wege in Zermatt.

Bei gutem Wetter und ruhigem See lässt sich eine wunderschöne Matterhornspiegelung aufnehmen.

Die Station Riffelberg, welche zu Fuss gut vom Gornergrat oder von der Station Rotenboden aus im Abstieg erreichbar ist. Riffelberg ist auch der Schauplatz der Zermatter Freilichtspiele.

Die Gornergratbahn bringt Touristen ohne Schweiss und Anstrengung in etwas mehr als einer halben Stunde von Zermatt auf den Gornergrat.